Auf Schatzsuche durch die Silberregion Karwendel

Mittwoch, 13. März 2024

Die Silberregion Karwendel ist das Ziel für Kulturreisende ebenso wie für Naturentdecker. Die Silber-Bergbaustadt Schwaz hat überall Zeugen mittelalterlicher Kunst hinterlassen. Der Naturpark Karwendel ist das größte Schutzgebiet Tirols und „Naturpark des Jahres 2020“.

Einst war er für Schwazer Knappen der tägliche Weg zur Arbeit im Silberbergwerk. Heute ist der Tiroler Silberpfad ein beliebter Weitwanderweg. Wer sich hier auf den Weg macht, setzt einen bewussten Kontrapunkt in unserer schnelllebigen Zeit und fügt sich dem Rhythmus der Natur. Weitwandern zählt zu den gesündesten Ausdauersportarten, es fördert das Herz, den Kreislauf und das allgemeine Wohlbefinden. Der Tiroler Silberpfad (86 km, 3.360 hm) durchquert alle zwölf Gemeinden der Silberregion Karwendel, enthüllt einige versteckte Schönheiten im Tiroler Unterinntal und erzählt an Informationsstationen die Geschichten der Bergbaumetropole an Ende des Mittelalters. Die beste Wanderzeit ist von Mai bis Oktober. Mit der „Locandy-App“, einer Art Audio-Guide, lässt sich ab Mitte Mai der Tiroler Silberpfad und die fesselnde Geschichte des Silberbergbaus auch interaktiv erkunden. Es gibt außerdem eine spielerische Variante für Kinder, bei der es darum geht, Karwendolin und seinen Freunden zu helfen, die ausgeflogenen Silberspatzen vor dem finsteren Ritter zu bewahren und in ihr Nest zurückzubringen.

Glänzende Vergangenheit

Die Geschichte von Schwaz ist auch die Geschichte von Kaiser Maximilian I und den Fuggern. Die Augsburger Kaufmannsfamilie kam in erster Linie durch den Bergbau und die Kredite an Päpste und Herrscher zu Macht und einem legendären Reichtum. Nur mit ihrem Geld konnte auch der letzte Ritter seinen Aufstieg zum König des Heiligen Römischen Reiches bewerkstelligen. Dafür erhielt die Augsburger Kaufmannsfamilie wiederum Schürfrechte in den Schwazer Bergwerken. Dass die Fugger mit ihrer Kapitalkraft das Habsburgerreich finanzierten, zeigt ein Fresko im Kreuzgang des Schwazer Franziskanerklosters: Anton Fugger greift in eine mit Goldmünzen gefüllte Truhe. Das Geschäft mit dem Schwazer Bergbau lief für die Fugger so gut, dass sie ihren Standort teilweise nach Schwaz verlegten. In den 1520er-Jahren mieteten sie eine Schreibstube im Stöcklhaus an, dem heutigen Rathaus mit seiner prächtigen Fassadenmalerei. An den Türflügeln sind heute noch die Fuggerlilien zu entdecken. Mit dem Kreuzwegerhaus neben dem Franziskanerkloster hatten die Fugger später eine eigene Zentrale für ihre Bergbauaktivitäten in Tirol. In und um Schwaz gibt es mit dem Renaissanceschloss Tratzberg, der Burg Freundsberg, der Ruine Rottenburg sowie der Ruine Rettenberg noch weitere Zeugen aus der Zeit Maximilians und der Fugger. Drei Mitglieder der Kaufmannsfamilie ließen sich in der Schwazer Knappenkirche bestatten, wie Gedenktafeln zeigen.

Auf Spurensuche in der Mutter aller Bergwerke

In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts war Schwaz eine der reichsten Bergbaumetropolen Europas. Etwa die Hälfte des Silbers und Kupfers im Heiligen Römischen Reich kam aus dem Falkenstein. Bergarbeiter zog es von weit und breit in die Silberstadt, bis sie mit 20.000 Einwohnern zur zweitgrößten Siedlung innerhalb der heutigen Grenzen Österreichs anwuchs. Ein Drittel der Bevölkerung war in der „Mutter aller Bergwerke“ beschäftigt. Der Arzt, Alchemist und Astrologe Paracelsus wohnte ab 1515 im Schwazer Orglerhaus, um die Berufskrankheiten der Bergleute zu studieren. Heute zählt das Schwazer Silberbergwerk zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Tirols. Besucher wandern hier unter Tag auf Spuren von Bergknappen, die vor 500 Jahren Erz abbauten. Jeden Dienstag gibt es in Schwaz kostenlose Fahrten mit dem Sightseeingbus „Silbertour – Auf den Spuren des Silbers“. Mit der SILBERCARD sind über 30 Attraktionen der Silberregion Karwendel schon ab einer Übernachtung gratis oder günstiger.

Kostenlose Fahrt mit dem Sightseeingbus „Auf den Spuren des Silbers“
Termine: 02.07.–10.09.24, immer DI 15.00 Uhr
Treffpunkt: Bus Terminal Wopfnerstraße/Haupteingang Stadtgalerien/Postamt

Uralte Kraftplätze und das älteste Almdorf Europas

Der Naturpark Karwendel mit seinen Urwäldern, Wildflüssen und malerischen Almen ist das größte Schutzgebiet Tirols und der „Naturpark des Jahres 2020“. Zwischen den schroffen Kalkmassiven des Karwendelgebirges und dem Inntal leben 2.000 Tierarten, darunter Gämsen, Steinböcke und eine der bedeutendsten Steinadler-Populationen in den Alpen. Außerordentlich eindrucksvoll ist der Große Ahornboden, ein Naturdenkmal auf 1.300 Metern. Über 2.000 teilweise uralte Bergahornbäume wachsen auf der über 265 Hektar großen, von Bächen durchzogenen Hochebene unter den steilen Karwendelfelsen. An ihrem südlichen Ende liegt die Eng, das älteste Almdorf Europas mit einer eigenen Almkäserei. Seit Jahrhunderten verbringen dort bis zu 600 Kühe ihre Sommerweidezeit. Im Sommer bringt der Eng Bus immer mittwochs die Besucher*innen auf den großen Ahornboden. Am Fuße des Karwendel befinden sich bei Stans drei weitere sehenswerte Kraftplätze: die Wolfsklamm, das Kloster St. Georgenberg und das Stallental.

Eng Bus
Fahrzeiten: 19.06.– 09.10.24 (bei Schönwetter bis 16.10.24), immer mittwochs
Tarife: Erw. 18,– € / SC Flexi 13,– € / SC Plus kostenlos

Kulturgüter zum Genießen

400 Kilometer markierte Wege und 250 Kilometer Rad- und Bikewege liegen Natursportlern in der Silberregion Karwendel zu Füßen. Rund 100 idyllische Almen laden zum Rasten und Einkehren ein. Traditionell und tirolerisch ist die Küche der Silberregion Karwendel. Von Blattlkrapfen, Grau- und Almkas bis zum Loasschnitzel und der Ofenleber reicht das Angebot auf Almen und in den typischen Tiroler Wirtshäusern im Tal. Ein echtes Kulturgut ist auch der Schnaps aus der Silberregion Karwendel, den es natürlich auch schon zur Zeit Kaiser Maximilians gab. Zwei köstliche Stationen der Tiroler Schnapsroute liegen in Terfens (Brennerei Purnerhof) und in Kolsassberg (Brennerei Rossetti). www.silberregion-karwendel.com

Anreise Silberregion Karwendel
Pkw: Autobahn A12 (Inntalautobahn) Ausfahrten Wiesing, Schwaz oder Vomp.
Bahn: Zielbahnhöfe Stans, Jenbach und Schwaz.
Flug: Flughafen Innsbruck (ca. 35 km).

 

Bilder
Wanderung durch die Wolfsklamm Stans (c) ichmachefotos.com (Silberregion Karwendel)
Die Natur erforschen (c) Mia Maria Knoll (TVB Silberregion Karwendel)
Burg Freundsberg (c) Angélica Morales (Silberregion Karwendel)
Museum der Burg Freundsberg (c) Angélica Morales (Silberregion Karwendel)
Museum Rablhaus (c) Angélica Morales (Silberregion Karwendel)

Information
Zeichen:
6.190
Abdruck:
honorarfrei
Belegexemplar erbeten

Download
Alle Bilder dieser Aussendung als ZIP-Datei herunterladen

Tags