Die Geschichte von Schloss Mittersill

Mittwoch, 20. März 2024

Die Geschichte von Schloss Mittersill reicht zurück bis in das Jahr 1150, als das Schloss erstmals von den Grafen von Lechsgmünd, welche sich auch die Grafen von Mittersill nannten, erbaut wurde. Die Burg sollte der Bevölkerung als Schutz, aber auch zur Absicherung des Weges über die Alpen für die deutschen Könige auf dem Weg zum Papst für die Krönung zum Kaiser dienen. Denn sie befindet sich an einem wichtigen strategischen und verkehrstechnischen Punkt für die Nord-Süd-Verbindung zwischen Tirol, Salzburg und Osttirol bzw. Italien.

Die Festung stand die nächsten Jahrzehnte, bis zum Tod Graf Heinrichs 1220, unter dessen Besitz. Da dieser keine Nachkommen hatte, fiel die Burg wiederum an den Herzog von Bayern zurück. Mittels eines Tauschgeschäfts trat der Herzog alle Grafschaften im Pinzgau und somit auch das Schloss Mittersill ab und überschrieb sie in einem Tauschhandel gegen Besitzung im Chiemgau 1228 dem Erzbischof Eberhard von Salzburg. 

Die nächsten Jahrhunderte diente Schloss Mittersill dem Erzbischof als Pflegschaftsgericht, welches die zivile Verwaltung, die territoriale und strafrechtliche Gewalt und auch teilweise militärische Kontrolle über einer Region ausübte. In den kommenden Jahren betreuten die jeweiligen Pfleger die Festung und hielten diese instand.

Im 15. und 16. Jahrhundert kam es aufgrund des Bevölkerungswachstums, der schlechten wirtschaftlichen Lage und der enormen Steuerlast, in der Bevölkerung zu immer größer werdendem Unmut. Es wurden von den Untergebenen immer wieder Aufstände angezettelt, bei welchen das Schloss auch des Öfteren beschädigt wurde. Die Bauern besetzten das Schloss und verjagten die Beamten. Die Aufständischen mussten sich aber immer wieder geschlagen geben und zogen sich schließlich zurück.

Im Frühjahr 1526 herrschten die letzten großen Bauernaufstände im Salzburger Land und so wurde auch das Schloss in Mittersill am 6. April 1526 gestürmt, geplündert und in Brand gesteckt. Die Aufstände wurden jedoch erneut vom Salzburger Erzbischof niedergeschlagen. In der Folge wurden die Bauern als Strafe zum Wiederaufbau gezwungen. Noch heute kann man über dem Eingangstor die Jahreszahl des Wiederaufbaus „1528“ sehen.

Bereits zwei Jahre später wurde das Schloss vom damaligen Kardinal Matthäus Lang geschlossen und vier Jahre lang intensiv umgebaut.

Zwischen dem 16. und 20. Jahrhundert war die Burg immer wieder von Bränden heimgesucht worden, darauf erfolgten Reparaturarbeiten. 1782 und 1819 wurde das Schloss von zwei Erdbeben erschüttert, letzteres spaltete sogar den Felsen, auf dem das Schloss errichtet ist.

Ende des 19. Jahrhundert (1883) übersiedelte das Pflegegericht aufgrund des Platzmangels in den Markt Mittersill.

Daraufhin wurde die Festung versteigert. Die damaligen privaten Besitzer veränderten das Innere der Wehranlage immer wieder, was zur Folge hatte, dass der typische mittelalterliche Charakter einer Höhenburg verloren ging. Die zahlreichen Umbauten überstiegen oft die finanziellen Mittel der Besitzer und das Schloss musste innerhalb kürzester Zeit mehrere Male verkauft werden. 

Um 1932 stand erneut ein Verkauf des Schlosses zur Debatte. Unter dem Motto „Ein Schloss ist zu verkaufen“ warb ein Prospekt um mögliche Investoren. 1935 wechselte das Schloss schließlich an seinen neuen Besitzer Baron Hubert von Pantz, der gemeinsam mit zwei weiteren Investoren einen geeigneten Standort für den neu gegründeten „Sport- und Shooting-Club“ suchte.

Dieser Kauf war in der Folge für ganz Mittersill von großer Bedeutung, denn durch die Tausend-Mark-Sperre zu Deutschland hatte sich der Tourismus im Pinzgau dramatisch verschlechtert und somit auch die gesamte wirtschaftlichen Lage der Region.

Zu Beginn hatte man große Bedenken, ob ein Mitgliedsbeitrag für den Club in Höhe von 1.000 Dollar zu hoch sein würde. Diesen Gedanken schob man jedoch beiseite und innerhalb kürzester Zeit zeigte sich dieser als vollkommen unbegründet, denn 80 millionenschwere Mitglieder aus der ganzen Welt tummelten sich nun auf Schloss Mittersill. Am 7. August 1936 wurde die Eröffnung des zur damaligen Zeit exklusivsten internationalen Sporthotels groß gefeiert. Bereits 1937 verbrachten die spätere Königin Juliane von den Niederlanden und ihr Prinz Bernhard über 6 Wochen lang ihre Flitterwochen auf der Festung. Im Juni desselben Jahres gastierte auch der Bundeskanzler Dr. Kurt Schuschnigg mit einem Stab an Politikern auf dem Schloss.

Als im März 1938 aber die deutschen Truppen in den Pinzgau einmarschierten, musste der Baron in die USA fliehen, wo er in den darauffolgenden Jahren das Resort Mittersill in Franciosa, New Hampshire, gründete. Im selben Jahr wurde die Burg von einem Blitzschlag getroffen und durch einen Brand schwer beschädigt. Eine umfassende Sanierung erfolgte ab 1943, wobei sie von einer Schutzstaffel der NSDAP bewohnt und nachfolgend als neuer Standort des „Sven-Hedin-Instituts“ für die Innerasiatische Forschung verwendet wurde. Dieses Institut wurde nach 1945 aufgelöst.

Drei Jahre später kehrte Pantz wieder zurück nach Mittersill, das Schloss wurde umfassend renoviert, restauriert und umgestaltet. 1952 wurden die Tore des „Sport- und Shooting-Clubs“ schließlich wieder geöffnet und die Burg stand den prominenten Gästen erneut zur Verfügung. Es wurde ein großes Volksfest für die in- und ausländischen Gäste sowie die einheimische Bevölkerung gefeiert. In Form eines großen Festzuges mit historischen Kostümen, verschiedenen Sportveranstaltungen, Volkstänzen und Brauchtumsvorführungen wurde der Ball in den Schlossräumen eröffnet. Schon bald war die Burg ein beliebter Treffpunkt der internationalen Highsociety und Mittersill wurde wiederbelebt.

Neben Baron Hubert von Pantz erfüllte auch Prinzessin Alexandra von Hohenlohe ihre Rolle als Gastgeberin. Wie es der Name „Sport- und Shooting-Club“ schon verrät, wurden im und rund ums Schloss verschiedene Aktivitäten, wie Golfen, Tennisspiel auf dem hauseigenen Tennisplatz, Tontaubenschießen, Skifahren, Reiten und Jagen angeboten. Wollte man sich entspannen, konnte man sich an den Swimmingpool legen.

Neben den zahlreichen Sportangeboten wurden aber auch zahlreiche Feste gefeiert, bei denen, egal ob Bürger oder Prominenz, alle miteinander gefeiert haben. Bei unseren hauseigenen Recherchen hatten wir auch die Möglichkeit mit Frau Ilse Pichler, der einheimischen ehemaligen Schneiderin von Baronin von Pantz und Alexandra von Hohenlohe, sowie der Kaiserin Soraya, zu sprechen. Auch sie hat uns wiederholt versichert, dass sich die Prominenz nicht abkapselte, sondern vor allem durch den Sport tief mit der einheimischen Bevölkerung verbunden war.

Bei einem Skispringen in Mittersill zum Beispiel befanden sich unter den Einheimischen auch einige Schlossgäste, unter anderen auch das niederländische Kronprinzenpaar (1937). Auch im Bereich Tennis entstand eine enge Verbindung zwischen dem Schloss und der Tennissektion Mittersill, sodass in den Jahren von 1959 bis 1966 regelmäßig die „Schloss-Cup-Tennisturniere“ stattfanden. Schuhplatteln war für die Gäste immer ein Highlight, denn dieses Brauchtum kannten sie aus ihrer Heimat nicht.

Der „Sport- und Shooting-Club“ beherbergte viele prominente Gäste. Als der Exkönig Faruk von Ägypten am Schloss seinen Urlaub verbrachte, war das wohl eine der größten Sensationen für die Weltpresse. Doch es gibt viele weitere große Namen, die sich in der idyllischen Burg eine Auszeit nahmen, wie zum Beispiel Tankerfürst Aristoteles, Herzog von Windsor, Multimillionär Henry Ford II., Prinzessin Soraya, Bob Hope, die reichste Frau der Welt Barbara Hutton, Prinz Aga Khan, Filmstars wie Rita Hayworth, Gina Lollobrigida und Clark Gable, Ski Idol Toni Sailer sowie Coco Chanel, welche im Schloss Mittersill zu ihrer weltweit bekannten Chanel-Jacke inspiriert worden ist. 

Schließlich musste 1957 der legendäre Sport- und Shooting-Club sein Ende bekannt geben und seine Tore schließen.

1967 verkaufte Baron Hubert von Pantz das Schloss Mittersill an die „Internationale Studentenmission“ und am 8. September des darauffolgenden Jahres wurde das Konferenz-, Studien- und Freizeitzentrum der „International Fellowship of Evangelical Students“ feierlich eingeweiht. Ein Hauptziel dieser Organisation war es, den christlichen Glauben unter Studenten und Akademikern, unabhängig von ihrer Konfessionszugehörigkeit, zu erneuern. Das Schloss stand nun auch Kongressen, Konferenzen, Konzerten und Ausstellungen zur Verfügung. Nebenbei bot das Schlosshotel privaten Gästen Unterkunft. Aber auch sie mussten das Schloss am Ende verkaufen.

So kam es, dass nach 859 Jahren das Schloss Mittersill 2009 das erste Mal in seiner Geschichte in einheimische Hände fiel, wobei das Schloss in den folgenden Jahren in das jetzige Schlosshotel umgewandelt wurde.

Heute wird das Hotel von Familie Bründl geführt. Insgesamt gibt es im Schloss 44 Zimmer, 10 Suiten, 1 Restaurant mit 7 verschiedenen Stuben und einem Schlosshof, diverse Lounges, 1 Auditorium – in welchem auch Konferenzen und Konzerte abgehalten werden können, einen atemberaubenden Schlossgarten, ein SPA – welcher direkt in den Felsen gebaut wurde – und viele weiter Angebote. 

Mit dem Slogan „Tradition & Hideaway seit 1150“ verbindet das Schloss Mittersill seine Geschichte mit der Gegenwart. Das heutige Hotellogo bzw. Wappen entstand in Anknüpfung an die früheren Zeiten und zeigt das historische Wappen der Grafen von Lechsgmünd, welche das Schloss erbaut haben.

Überall im Schloss kann man den Geist der Vergangenheit spüren und sich mitreißen lassen. Die Bilder an den Wänden der noch bestehenden Ursprungsmauern aus dem 15. Jahrhundert zeigen die Prominenz aus den 50er und 60er Jahren, in den Suiten werden die Geschichten der ehemaligen Gäste aus dem Sport- und Shooting-Club wiedergegeben.

Das historische Jagdzimmer ist eines der speziellsten Zimmer im Schloss mit Originaltüre, Originalfußboden und der Wandvertäfelung aus dem 19. Jahrhundert, aber auch in vielen anderen Räumlichkeiten findet man Möbel oder Decken aus früheren Jahrzehnten. Natürliche wurde auch vieles modernisiert, aber gerade diese Kombination zwischen Modernem und Historischem macht das Schloss Mittersill zu einem so einzigartigen Urlaubsort.

Bilder
Terrasse vor atemberaubender Bergkulisse (Schloss Hotel Mittersill)
Superior Suite (Schloss Hotel Mittersill)

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Zeichen:
10.202
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