Valsugana: Von der Adoptionskuh zum Vaia-Greif

Donnerstag, 25. Januar 2024

Das Valsugana ist eine traditionsreiche Almenregion mit uralten, stein­gemauerten „Rustici“, die teilweise noch bewirtschaftet werden. Für Freunde von zeitgenössischer Kunst aus Naturmaterialien sind die Arte Sella und Marco Martalars Kunstwerke im Lagorai einen Besuch wert.

Das Valsugana liegt östlich von Trento, dort wo sich der Brentafluss seinen Weg zwischen den hohen Bergen des Lagorai und den Hochebenen von Vezzena und Marcesina ostwärts bahnt. Das Tal vereint auf seinen 80 Kilometern mediterrane bis hochalpine Vielfalt. Von großen Badeseen, Obstwiesen, Weinhängen und dichten Wäldern bis zu spektakulären Pässen, Schluchten, Höhlen, Gipfeln und militärischen Stellungen aus dem ersten Weltkrieg reicht die Bandbreite.

Tosella, Ricotta und Caciotte

Reizvoll ist auch das Mittelgebirge im Lagorai und auf den Hochebenen von südlich der Brenta. Rund 500 Kühe verbringen jedes Jahr den Sommer auf den Hochweiden. Auf vielen Almen wird noch traditionell gekäst. Slow Food-Almkäsesorten wie Tosella, Ricotta oder Caciotte, Butter und frisches Joghurt aus Eigenerzeugung können sich Wanderer auftischen lassen – oder gleich eine von 150 Kühen adoptieren. Das kostet sie 65 Euro pro Saison. Dafür gibt es Butter und Käse im Gegenwert von 50 Euro beim Besuch auf der Alm zwischen Mitte Juni und Mitte September. Die restlichen 15 Euro gehen an einen Fonds zur Erhaltung der traditionellen Almwirtschaft. www.adottaunamucca.org

Die Vaia heult durch das Lagorai

Die typischen stein- und holzgebauten „Rustici“ im Lagorai oberhalb der Talorte Levico Terme, Roncegno Terme, Ronchi Valsugana und Telve sind bis zu 600 Jahre alt. Auf über 15 von ihnen können auch Appartements gebucht werden, für einen Urlaub nur mit sich, der Familie, den Sennern und den Bergen. Zur Morgen­dämmerung dürfen aufgeweckte Bergurlauber mit anpacken, beim Melken und Käsen zusehen. Zum Bergfrühstück gibt es frische Butter, Bauernbrot und Molke. Frisch gestärkt locken danach die schönsten Gipfel um die 2.000 Meter hohe Panarotta, um Cima di Sette Stelle, Cima Quarazza und Cima d’Asta. Sehenswert ist auch die „Kunst am Berg“ Marco Martalars, die im Lagorai und auf der Hochebene von Marcesina zu entdecken ist. Der venezianische Künstler hat eine sechs Meter hohe „Lupa del Lagorai“ auf den Pian della Casara bei Vetriolo gestellt. Die Wolfsskulptur wurde aus etwa 2.000 Sturmholz-Bruchstücken gefertigt. Sie ist nur eines von drei Werken, welches Martaler aus dem Holz entwurzelter Fichten nach dem Sturmtief „Vaia“ 2018 geschaffen hat. Ein mächtiger Aquila steht auf der Hochebene von Marcesina. Das jüngste Kunstwerk „Grifone“ ist bei Castello Tesino zu finden. Die mythologische Figur – halb Löwe and halb Adler – symbolisiert das Trentino and das Veneto und steht exakt am Übergang der beiden Regionen.

Werden und Vergehen auf der Arte Sella

Wer mehr Kunst in der Natur sucht, wird im Sellatal oberhalb von Borgo Valsugana fündig. Die Arte Sella stellt seit über 35 Jahren immer neue zeitgenössische Land-Art-Skulpturen in die Landschaft. Alle Objekte sind aus Naturmaterialien geformt und so genannte works in progress. Sie sind Jahreszeiten, Wind und Wetter ausgesetzt, verändern sich langsam, verwachsen mit der Natur bis sie verschwinden. Manche erinnern an Lebewesen, andere an Kokons, Bienenkörbe, Räume oder Architektur. Am ArteNatura Kunstpfad lassen sich alle 60 Kunstwerke der Arte Sella erwandern, darunter der Tree Room des italienischen Architekten Stefano Boeri, aus Blättern geformte Hirsche der Künstlerin Sally Matthews und das „verwurzelte“ Kunstwerk Common Root des brasilianischen Künstlers Henrique Oliveira. Beeindruckend sind auch die imposante Pflanzen­kathedrale des lombardischen Künstlers Giuliano Mauri, die Palisadenwände „Dentro fuori“ von Michele de Lucchi und das „Réservoir“ von John Grade. Nicht versäumen sollte man The Third Mountain“ des britischen Architekten Ian Ritchie und die Installation „Simbiosi“ von Edoardo Tresoldi. www.artesella.it

Bilder
Kunst in der Natur (c) Arte Sella – G. Bianchi (TVB Valsugana Lagorai)
Almkäseplatte (c) Giacomo Podetti (TVB Valsugana)
Levico Terme Zentrum (c) APT Valsugana (TVB Valsugana Lagorai)

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4.007
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